BFKDO St.Poelten

Stabsrahmenübung – Zugsentgleisung im Westbahn-Tunnel

„Zugsentgleisung im Raingrubentunnel an der neuen Westbahnstrecke“ – So lautete die Übungsannahme, die Vertreter der Feuerwehren, des Roten Kreuzes, der Polizei, der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten, des Magistrats der Landeshauptstadt St. Pölten sowie der ÖBB am 27.04.2012 auf den Plan rief. Gemeinsam bearbeitete man dieses Horrorszenario theoretisch im Rahmen eines Planspieles.

 

Die Vertreter der ÖBB, die diese Übung ausgearbeitet hatten, haben ein besonderes Szenario gewählt: Ein Personenzug war im neu gebauten Raingrubentunnel entgleist und versperrte einen Notausgang. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich in der Vergangenheit in Deutschland, und die Übungsteilnehmer wurden im Zuge des Planspiels mit denselben Problemen konfrontiert, vor die die Hilfskräfte im damaligen Ernstfall gestellt waren. Die Rettungskräfte müssten sich durch die Tunnelportale und die Notausstiege zu den Verunfallten vorkämpfen – Keine einfache Aufgabe in Anbetracht der langen Wege, die mit Spezialfahrzeugen sowie zu Fuß mit schwerem Atemschutz zurückgelegt werden müssen.

Darüber hinaus müssen zahlreiche Gefahren für die Einsatzkräfte bedacht werden, beispielsweise die unter Hochspannung stehenden elektrischen Leitungen. Eine besondere Herausforderung würde nicht zuletzt das begrenzte Platzangebot im Bereich der Notausstiege bedeuten; Dies erfordert, dass man sich bereits im Vorfeld Gedanken darüber macht, wie im Einsatzfall mit den unzähligen benötigten Fahrzeuge sämtlicher Hilfsorganisationen, die am Schadensort eintreffen, umgegangen wird.

Die Anwesenheit und Mitarbeit sämtlicher im Ernstfall geforderter Organisationen und Institutionen war vor allem deshalb ausschlaggebend für den Verlauf der Übung, weil die Kommunikation untereinander bei einem riesigen Einsatzszenario wie diesem unerlässlich für eine rasche und effiziente Hilfeleistung ist. Genau dieses Zusammenspiel der Einsatzkräfte mit dem im Notfall zuständigen ÖBB-Einsatzleiter und den Verwaltungsbehörden wurde intensiv geprobt, wodurch die Teilnehmer einen besseren Einblick in die Abläufe und Tätigkeiten der jeweils anderen erhielten.

Nach dem Baubeginn im Jahr 2003 werden die neu gebauten Tunnel entlang der Tunnelkette Perschling an der Westbahn im Dezember diesen Jahres erstmals für den Zugverkehr freigegeben. Da dieser außergewöhnliche, neue Einsatzbereich die Hilfskräfte vor besondere und ganz spezielle Anforderungen stellt, sind zur Bewältigung der möglichen Szenarien natürlich geeignete Gerätschaften erforderlich. Um optimal gerüstet zu sein, wurden deshalb an taktisch günstigen Orten spezielle Fahrzeuge und Einsatzgeräte stationiert. Gestern, am 26.04.2012, konnten der Freiwilligen Feuerwehr St. Pölten-Pottenbrunn ein universell einsetzbares Logistikfahrzeug und der Feuerwehr St. Pölten-Pummersdorf ein Spezialfahrzeug für Tunneleinsätze übergeben werden. Nach der Stabsrahmenübung wurden weitere Feuerwehren mit speziellen, für den Tunneleinsatz geeigneten Atemschutzgeräten ausgerüstet.

Davor fand – als Vorbereitung für dieses Planspiel und Teil der Übungsserie rund um die Tunnelkette Perschling – eine Begehung des Raingrubentunnels mit den im Einsatzfall zuständigen Feuerwehren statt. Im Herbst dieses Jahres werden noch vier Großschadensübungen durchgeführt, um sich noch besser mit den Gegebenheiten vertraut machen und im Ernstfall noch schneller und effizienter Hilfe leisten zu können. Darüber hinaus steht die Feuerwehr laufend in Kontakt mit den zuständigen Personen seitens der ÖBB, um durch Feedback und Abstimmung Rettungs- und Sicherheitskonzepte optimieren zu können.

Fakten zur Neubaustrecke Wien – St. Pölten
Die ÖBB-Neubaustrecke zwischen Wien uns St. Pölten mit einer Gesamtlänge von 44 km gliedert sich in die Abschnitte Wienerwald, Tullnerfeld und Westabschnitt. Kernbereich des 12,6 km langen Westabschnittes ist die Tunnelkette Perschling, die aus drei einröhrig-zweigleisigen Tunneln besteht, nämlich dem Stierschweiffeldtunnel (3,3 km), Reiserbergtunnel (1,4 km) und Raingrubentunnel (2,8 km). Im Zuge der Bauarbeiten wurden rund 2,13 Millionen m³ Aushubmaterial bewegt. Nach dem Start der Planung im Jahr 1990 und dem Baubeginn 2003 wird die Strecke Ende 2012 in Betrieb genommen.

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