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Elf neue Feuerwehrtaucher für Niederösterreich

Die schweren Hochwasserereignisse der letzten Jahre und die Jahrhundertkatastrophe im September zeigten, dass die Feuerwehrtaucher des NÖ Landesfeuerwehrverbandes mehr als nur Leichen- und Fahrzeugbergungen durchführen. Nun wurde ein wichtiger Meilenstein nach der 3,5 Jahre dauernden Ausbildung erreicht.

Von Richard Berger mit Fotos vom Sonderdienst Tauchdienst des NÖLFV

Eine Taucherin und zehn Taucher haben nach einer Woche intensiver Prüfung in Kroatien das heiß ersehnte und hart verdiente Brevet zum „Feuerwehrtaucher für Einsatztiefen bis 40 Meter“ am letzten Tag des Kurses in Sveta Marina (Labin, Kroatien) von Sonderdienstkommandant Christian Pfeiffer feierlich übernehmen können. „Ich bin stolz auf die Leistung, die ihr erbracht habt. Ihr habt die härteste und langwierigste Ausbildung mit allen Höhen und Tiefen im wahrsten Sinne des Wortes gemeistert. Dass wir dringend Nachwuchs benötigen, der sich in Bereiche begibt, wo ein Sporttaucher niemals gehen würde, zeigten die Einsätze rund um die Hochwasserkatastrophe von Mitte September“, so OBI Christian Pfeiffer in seiner Abschlussrede vor versammelter Mannschaft.

Zwölf Tauchanwärter, eine Tauchanwärterin, 14 Ausbildner, vier Mann Versorgungsdienst und zwei Tauchärzte waren nach Labin im Konvoi gereist, um eine Woche lang, täglich zwischen 7 und 9 Stunden im Wasser zu verbringen. Dazu kommen noch Theorieeinheiten im Camp und der obligatorische Morgensport. Beim Stationsbetrieb im Wasser wurden mehrere Stationen zur Prüfung abgearbeitet. Vom Metallschneiden unter Wasser über Holzarbeiten bis hin zu einer Fahrzeugbergung konnte am Meer vor Sveta Marina alles in gesichertem Umfeld abgeprüft werden. „Das Meer ist dabei für uns ein immenser Sicherheitsfaktor. Das Wasser ist wärmer, weshalb länger im Wasser geblieben werden kann als in Lunz am See. Auch ist die Sicht besser, was wichtig ist, da unsere Prüfer, die aus den Zugs- und Gruppenkommandanten sowie erfahrenen Einsatztauchern des Tauchdienstes rekrutiert wurden, nicht direkt neben den Prüflingen sein müssen. Man kann aus der Entfernung beobachten und im Notfall eingreifen. Zum Glück war das nicht notwendig und die notwendige Leistung wurde von fast allen erbracht“, erklärt Pfeiffer. Ein Teilnehmer musste den körperlich und mental fordernden Kurs in Kroatien abbrechen und verfrüht mit dem Autobus die Heimreise antreten. „Einsatztauchen bedeutet eine enorme körperliche und geistige Belastung“, ergänzt Pfeiffer.

Sicherheit oberstes Gebot

Das im Feuerwehrdienst die Eigensicherung das oberste Gebot ist, weiß man spätestens nach der Grundausbildung. Während beim Atemschutzeinsatz dies nochmal ein Stück wichtiger wird, ist die Eigenverantwortung und die -sicherheit beim Taucheinsatz überlebensnotwendig. Aus diesem Grund konnte der NÖ Landesfeuerwehrverband zuletzt eine Spezialistin der Hyperbarmedizin als Konsulentin gewinnen. Dr. Roswitha Prohaska ist als Feuerwehrärztin beim Kurs in Kroatien die medizinische Instanz gewesen. Sie hatte bei den Überwachungen und der Tauchtauglichkeit das letzte Wort. Unterstützt wurde sie von ihrem Mann, Dr. Willi Welslau, einem ehemaligen deutschen Marinearzt, der schon die Ausbildung der deutschen Marine-Kampfschwimmer medizinisch begleitete. „Eine solche geballte tauchmedizinische Kompetenz als Sicherung für unsere Feuerwehrtaucher mitzuhaben, beruhigt einen Lehrgangsleiter ungemein“, zeigt sich Pfeiffer glücklich über die Unterstützung.

Ohne Mampf kein Kampf

Auch das leibliche Wohl ist wichtig. „Vor zwanzig Jahren hat man versucht, den Versorgungsdienst mit dem Kurs in Kroatien zu entlasten und versuchte die Mannschaft lokal zu verpflegen, was sich auf den Körper negativ auswirkte. Deshalb sind wir sehr froh, dass wir auch bei diesem Kurs wieder auf den Sonderdienst Versorgung unter dem Kommando mit ABI Harald Blei zählen konnten. Sein Team und er sorgten mit ausgewogener, auf Taucher speziell abgestimmter Ernährung dafür, dass physiologische Probleme ausblieben“, dankt Pfeiffer.

Fordernde Ausbildung

Insgesamt zeigte der Kurs, dass es sich beim Einsatztauchen um keinen Urlaubstauchkurs handelt: 216 Wasserstunden wurden von allen Ausbildnern und Auszubildenden geleistet. Eine enorme körperliche Belastung, die sich am Ende ausgezahlt hat. Der nächste Schritt in der Ausbildung ist das eModul „Fließwasserretter“ und die damit im Zusammenhang stehenden praktischen Übungen. Im Jahr 2025 findet noch das Modul „Tauchen in geschlossenen Räumen“ im NÖ FSZ statt, wo Einsatzszenarien in Gebäuden, Brunnenschächten und Silos simuliert und die Vorgehensweisen bei Eistauchgängen geschult werden. „Ab dem Jahr 2026 beginnt der nächste Kursturnus. Bei der Prüfung in Kroatien im Jahr 2028 muss man das 21. Lebensjahr vollendet haben. Bei wem es sich ausgeht und sich die körperliche, geistige und zeitliche Belastung zutraut, der- oder diejenige möge sich bei dem jeweils für das Landesviertel zuständigen Tauchzugskommandanten melden“, wirbt Pfeiffer für neue Einsatztaucher für Niederösterreich.

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