Horror-Szenario für Feuerwehr-Spezialisten: Brand, freigesetztes Chlorgas, unbekannte giftige Stoffe, verschüttete und verletzte Personen . . .
Sie gehören zu den Spezialisten im Feuerwehrdienst: Die mit viel Spezialgerät ausgerüsteten vier Schadstoff-Gruppen des Bezirkes St. Pölten.
Gemeinsam bewältigten die Profis mit Unterstützung einer Dekontaminationseinheit aus Melk, einem Schadstoff-Experten der Polizei, Rotem Kreuz und Samariterbund ein wahres Horrorszenario. Der Bogen spannte sich Menschenrettungen unter widrigsten Bedingungen (Rotes Kreuz stellte sieben geschminkte Statisten). Ein Staplerfahrer musste zum Beispiel mit „Eisenstab im Bein“ versorgt und aus Bereich mit hochgiftigem und brandgefährlichem Granulat gerettet werden.
Die Firma Stauss-Perlite GmbH (Europerl) stellte dankenswerterweise ihr Firmenareal in der Landeshauptstadt kostenfrei für die Übung zur Verfügung.
Insgesamt waren auf dem Übungsgelände 5 Stationen vorbereitet, welche nicht nur körperlich anstrengend waren, sondern auch das Fachwissen der Spezialisten verlangte.
Eines der Hauptübungsziele war es auch, dass die Einheiten untereinander gemeinsam Szenarien abarbeiten können. Aus diesem Grund wurden bereits bei laufenden Szenarien Team Mitglieder aus den jeweiligen Einheiten ausgegliedert und via Übungsleitung zu einer neuen Einheit zusammengewürfelt.
Station 1:
In einem Hobbylabor in einem Keller brach eine Person aufgrund eines Herzinfarktes zusammen. Hierbei wurde ein unbekanntes Medium freigesetzt. Es musste nicht nur die Person unter widrigsten Bedingungen gerettet werden, sondern im Anschluss musste mittels Messdienst der Stoff eruiert werden, um die richtigen Schutzmaßnahmen zu treffen.
Station 2:
Brand in einem Hinterhoflabor. Gemeinsam erhoben Feuerwehr und Polizei, worum es sich bei den freigesetzten stechend riechenden Stoffen handelt bzw. was eine Durchmischung der Stoffe für gefährliche Folgen haben kann.
Zeitgleich mussten 2 Personen gerettet werden und die Stoffe sicher aus dem Labor entfernt werden. Ebenso mussten die ausgetretenen Stoffe gebunden werden.
Station 3:
In diesem Szenario erfolgte die Freisetzung von Chlorgas aus diversen Leitungen. Die Helfer mussten nicht nur die Lecks abdichten und eine reglose Person bei null Sicht finden, sondern auch eine verschüttete Person suchen und ausgraben.
Station 4:
Bei Arbeiten an einem Hochregal fielen Behälter in die Tiefe, welche einen Arbeiter am Kopf trafen und einklemmten. Zusätzlich platzten die Behälter auf, hochgiftiges und brandgefährliches Granulat trat aus. Die Schadstoffeinheit musste nicht nur eine Menschenrettung einer eingeklemmten Person durchführen, sondern auch das brandgefährliche Granulat kühlen und in weiterer Folge binden und entfernen.
Station 5:
Bei Abfüllungen in einen Tank wurde durch einen Stapler der Tank durchbohrt und es kam durch zwei Leckagen zur Freisetzung einer auf Nitril-Basis gehaltenen Flüssigkeit. Durch den Zusammenstoß fielen Eisenteile herab und durchbohrten das Bein des Staplerfahrers, welcher nun auf dem Stapler in der Gefahrenzone gefangen war. Weiters wurde durch den Crash der Abfüller auf dem Tank in ca. 4 Metern Höhe bewusstlos und blieb in einem schwer zugänglichen Bereich liegen. Die Schadstoffeinheit musste die Leckagen abdichten, den Staplerfahrer retten und den Abfüller mittels Höhenrettung unter Schutzanzug retten.
Die Verletzten aller Stationen wurden nach ihrer Rettung liegend oder gehend in den Bereich der DEKO verbracht. Hierbei erfolgte eine fachmännische und professionelle Dekontamination der Verletzten durch die DEKO Einheit Melk, ehe sie an den Rettungsdienst zur weiteren Behandlung und Abtransport übergeben werden konnte.
Auch die eingesetzten Schutzanzugträger, egal ob Stufe 2 oder 3 mussten sich nach ihrem Einsatz in die professionelle Dekontamination begeben.
Eingesetzte Kräfte
- Schadstoffeinheit des Abschnittes St. Pölten-Stadt
- Schadstoffeinheit des Abschnittes Herzogenburg
- Schadstoffeinheit des Abschnittes Neulengbach
- Schadstoffeinheit des Abschnittes Purkersdorf
- Deko Einheit Melk
- GKO LPD NÖ
- ASB St. Pölten
- Rotes Kreuz St.Pölten
- Bezirkseinsatzleiter Rettungsdienst – St. Pölten
Bezirksfeuerwehrkommandant Oberbrandrat Georg Schröder dankte allen eingesetzten Kräften, besonders Schadstoff-Bezirkssachbearbeiter Florian Ziegelwagner, dem Kopf der Übung. „Es ist wichtig, auch die schwierigsten und gefährlichsten Ausgangslagen immer wieder zu beüben“, betonte Schröder, „wenn ein Fußballverein nicht richtig trainiert, verliert er Spiele. Wenn die Feuerwehr solche Gefahrenlagen nicht trainiert, kann es Verletzte oder gar Tote geben.“